- Der Therapieerfolg liegt in der gemeinsamen Verantwortung des medizinischen Fachpersonals und der CF-Betroffenen - eine gelingende Kommunikation ist daher essenziell.
- Die Freisetzung der intrinsischen Motivation von PatientInnen durch partnerschaftliche Interaktion mit den Behandelnden ist das Ziel des „Motivational Interviewing“, einer Gesprächsmethode zur Förderung der Therapieadhärenz.
- Herausforderungen in der CF-Therapie sollten Behandelnde positiv gegenüberstehen und Faktoren, die das Erreichen des Behandlungserfolgs erschweren, besonders berücksichtigen.
- Ein Perspektivwechsel und eine Veränderung der Haltung der Behandelnden gegenüber den CF-Betroffenen kann die Interaktion verbessern und damit die Adhärenz unterstützen.
Adhärenz im Rahmen einer CF-Therapie – Wie kann sie gelingen?
Eine hohe Therapieadhärenz, im Deutschen häufig als Therapietreue bezeichnet, ist für eine erfolgreiche Behandlung der
Um Adhärenz im Rahmen einer CF-Therapie zu fördern und zu verbessern, wurde die jährlich stattfindende Fortbildung „Adhärenzforum CF“ ins Leben gerufen und bietet Teilnehmenden aus den Bereichen Medizin, Ernährung, Physiotherapie und Pflege die Möglichkeit zum multidisziplinären Austausch.
Die zweite Ausgabe des neuen Formats fand im Juni 2024 in Frankfurt am Main statt und legte den Fokus auf Methoden der Gesprächsführung zur Sicherung der Therapietreue bei CF-PatientInnen. ExpertInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen gaben in Vorträgen Impulse zu einer gelingenden Interaktion zwischen PatientInnen und dem Behandlungsteam und luden zu Workshops ein.
„Motivational Interviewing“ – ein Adhärenzgespräch als Wiener Walzer
Im Auftaktvortrag beleuchtete Prof. Dr. phil. em. Joachim Körkel, Psychologe und Experte aus dem Suchtbereich, die Vorgehensweise in einem Adhärenzgespräch aus einem anderen Winkel. Ausgehend von einer Ambivalenz der Vorteile einer Veränderung im Vergleich zum „Weitermachen wie bisher“ riet er den Behandelnden, dem Reflex mit guten Argumenten überzeugen zu wollen, zu widerstehen.2 Stattdessen solle darauf hingearbeitet werden, eine intrinsische Motivation zur Veränderung in den CF-Betroffenen „freizusetzen“.2 Als Voraussetzung müsse sich auch die Haltung der Behandelnden verändern, damit Menschen in einer partnerschaftlichen, respektvollen Begegnung eine Umgebung geboten wird, in der sie sich öffnen können. Dieser „Wiener Walzer“ erlaube es CF-PatientInnen – ohne Druck – gute Argumente für Veränderung und Lösungsvorschläge selbst vorzubringen.2 Beispiele und weitere Details zu den Methoden des Motivational Interviewings können Sie im Tagungsbericht nachlesen.
Herausforderungen im Behandlungsalltag
Im Vortrag von Dr. med. Doris Dieninghoff, Leiterin einer Mukoviszidose-Ambulanz, wurde deutlich, dass Fortschritte in der CF-Therapie durch die Verschiebung der Altersverteilung neue Herausforderungen mit sich bringen. Denn „je älter die PatientInnen werden, umso mehr Probleme kommen dazu oder werden sichtbar“, erklärte die Ärztin.3 Eine Anpassung der Versorgungsstrukturen und der Therapie sei daher erforderlich.3 Obwohl sich Anzahl und Zeitaufwand der einzelnen Therapiebausteine verändern können, ermutigte die Expertin zum „Weiter machen!“3 Im Hinblick auf die Adhärenz sei es daher essenziell, die Bedürfnisse von Menschen mit CF und auch die Faktoren, die das Erreichen des Therapieziels erschweren, zu berücksichtigen, appellierte Dr. Dieninghoff.3
„Nicht ärgern…sondern wundern“
Psychologin Johanna Gardecki stellte mit dem „Anforderungs-Ressourcen-Modell“ einen weiteren Ansatz zum besseren Verständnis von CF-Betroffenen vor. Zentral ist dabei die Herstellung eines Gleichgewichts zwischen begrenzten Ressourcen und potenziell unbegrenzten Anforderungen als lebenslange Aufgabe – sowohl für PatientInnen als auch für Behandelnde.4 CF-Betroffene seien zudem nicht „schwierig“, sondern würden vielmehr durch einen „intensiven Interaktionsprozess als schwierig erlebt“.4 Um das Gegenüber besser zu verstehen, riet die Expertin zu einem Perspektivwechsel mit der Frage „In welcher Welt lebt der Patient, in der dieses Verhalten Sinn macht?“4 Weitere verbale Interventionstechniken finden Sie in unserem Tagungsbericht.
Interdisziplinäre Workshops zum Ausprobieren und Anwenden der diskutierten Interaktionsmethoden rundeten das Adhärenzforum 2024 ab.
Den vollständigen Nachbericht zum Adhärenzforum 2024 finden Sie auch hier:
Beim Adhärenzforum 2023, der ersten Veranstaltung dieses Formats, stand die Förderung des Selbstbewusstseins der PatientInnen im Vordergrund. Dabei wurden unter anderem überraschende Parallelen zwischen der Therapietreue bei CF und mentaler Gesundheit sowie Adhärenz im Spitzensport herausgearbeitet. Die Details dazu finden Sie im vollständigen Nachbericht des Adhärenzforums 2023.
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Sabaté, E. World Health Organization. Adherence to Long Term Therapies. Evidence for action. Verfügbar unter: https://www.paho.org/en/documents/who-adherence-longterm-therapies-evidence-action-2003. [Zugriff am 21. Februar 2024].
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Körkel, J. Motivational Interviewing: Das Patienten-Adhärenzgespräch als Wiener Walzer. Vertex Adhärenzforum CF 2024. 28. Juni–29. Juni 2024, Frankfurt, Deutschland. Vortrag.
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Dieninghoff, D. Willkommen zum Adhärenzforum CF – Motiviert in die Zukunft. Vertex Adhärenzforum CF 2024. 28. Juni–29. Juni 2024, Frankfurt, Deutschland. Vortrag.
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Gardecki, J. „Schwierige“ PatientIn - „schwierige“ HelferIn. Aspekte einer gelingenden Interaktion zwischen CF-PatientIn und BehandlerIn. Vertex Adhärenzforum CF 2024. 28. Juni–29. Juni 2024, Frankfurt, Deutschland. Vortrag.